Wir denken grundsätzlich positiv und versuchen, in Nachteilen immer auch den Vorteil zu erkennen. Die Kunst ist es, in Veränderungen Chancen zu sehen. Wenn man reist, lernt man das ziemlich schnell.
Rückblick, 3. Dezember. In genau 3 Tagen beginnen in Neuseeland die Sommerferien und wir wollen unsere große Reise durch die Südinsel starten. Seit Wochen beschäftigen wir uns intensiv mit der Reiseplanung. Anfang der Woche haben wir endlich unsere Punkte auf der Landkarte gesetzt und damit unsere Route weitestgehend festgelegt.
Gestern waren wir im Mountain Warehouse um noch ein paar Dinge für unsere Ausrüstung zu kaufen. Wir stehen vor einer Auswahl an Schlafsäcken und überlegen, welche Komforttemperatur unser Schlafsack mindestens erfüllen sollte. Um sicher zu gehen, checke ich schnell den Wetter Forecast für die kommende Woche, und sehe nichts als: Regen! Regen, Sturm, Temperaturen unter 10 Grad. Sogar Schnee am Mount Cook, wo wir gern zwei Nächte campen wollten. Nicht nur gebietsweise, nein, die Wetterfront verteilt sich über die gesamte Westküste bis ins Mittelgebiet der Südinsel. Ich schaue Paul an und uns ist klar, den Trip können wir so, wie wir ihn wochenlang geplant haben, nicht machen!
Wir verlassen den Store. Im Café nebenan setzen wir uns und lassen die Köpfe hängen. In diesem Moment ruft uns Melly an. Wir hatten uns vor ein paar Wochen in Christchurch getroffen. Sie war auf Durchreise und hat für einen Kaffee mit uns kurz in Christchurch gestoppt. Wir haben uns über unsere Pläne ausgetauscht und einfach ein bisschen übers Reisen geplaudert. Sie kannte unsere Pläne also bestens und wusste, dass wir kurz vor der Abreise stehen.
„Maria, hast du schon den Wetter Forecast gesehen? Ich bin gerade in Wanaka und es stürmt und regnet wie verrückt. Und das ist erst der Anfang, in der nächsten Woche soll hier im Südwesten die Welt untergehen. Gerade eben wurde der Highway 6 gesperrt.“ (Der Highway 6 ist mitunter die einzige Verbindungsstraße, die den Norden und Süden der Insel mit der Westküste verbindet.)
Melly erwischt uns genau im richtigen Moment und bestätigt, was wir ein paar Minuten zuvor erfahren haben. Es erwischt uns kalt. In drei Tagen wollten wir Christchurch für sieben Wochen verlassen. Jetzt stehen wir so kurz vor unserer Abreise wieder am Anfang.
Wir überlegen. Welche Möglichkeiten haben wir so kurzfristig? Das Land verlassen? Möglich wäre es auf die benachbarten Cook Inseln zu fliehen, von denen alle so schwärmen. Oder die Fiji Inseln? Verlockend, aber uns scheint diese Idee bittersweet. Ich erinnere mich an eine Werbeanzeige von Transfercar. Hier gibt es die Möglichkeit, einen Campervan von Christchurch nach Auckland zurückzuführen. Da Touristen ihre Mietwagen meist für One Way Fahrten buchen, müssen diese wieder zur Ausgangs-Mietwagenstation zurückgeführt werden. Eine tolle Möglichkeit für alle, die flexibel in ihren Reiseplänen sind. Denn der Roadtrip mit einem Campervan wird dadurch von der Mietstation selbst bezahlt! Wir schauen uns die aktuellen Angebote an und werden fündig! Spontan entscheiden wir, unsere Reise geht auf die Nordinsel Neuseelands. Wir haben einen guten Deal für einen Campervan bekommen. Wir bringen ihn von Christchurch zurück nach Auckland. Dafür haben wir genau sieben Tage Zeit. Der Campervan kostet uns dabei nichts. Unsere Laune steigt wieder!
Die Lösung ist da und bringt gleichzeitig ein neues Abenteuer mit sich. Denn mit der Nordinsel haben wir uns nur bedingt beschäftigt. Die Tour in den Norden wird sich also auf der Fahrt ergeben. Zeit für eine ausgeklügelte Planung bleibt nicht mehr. Am Nachmittag packen wir unsere Koffer, in drei Tagen geht es los.